Kritik: Peter V. Brett – Das Lied der Dunkelheit

Veröffentlicht von

Brett_Das_Lied_der_DunkelheitSobald die Sonne hinter dem Horizont verschwindet kriechen Dämonen aus der Tiefe der Erde hervor. Ihr einziges Ziel: Töten. Aus Angst vor den Kreaturen verstecken sich die Menschen hinter Mauern und Schutzwällen, die mit magischen Siegeln die Dämonen abwehren. Als der Junge Arlen mit ansehen muss wie seine Mutter von Dämonen angegriffen und tödlich verwundet wird, ohne dasss sein Vater ihr zu Hilfe kommt, beschließt er sich auf die Suche nach Mitteln und Wegen zu machen, um gegen die Dämonen zu kämpfen. Auf seinen Weg trifft er verwandte Seelen, die ebenfalls danach trachten den Krieg zu den Dämonen zu bringen.

Anders als der Einband von Das Lied der Dunkelheit vermuten lässt, erzählt Peter V. Brett nicht nur die Geschichte des Jungen Arlen, sondern ebenso die der beiden Kinder Leesha und Rojer. Brett begleitet die drei auf dem Weg zum jungen Erwachsenen und auf ihrem Weg hin zum Kampf gegen die Dämonen. Hin und wieder verlaufen diese Wege etwas zu vorhersehbar, aber das machen die symphatischen Charaktere und die interessanten kleinen Wendungen wieder wett. Das Lied der Dunkelheit ist keine simple Schwert-und-Magie-Geschichte. Brett erschafft eine komplexe Welt. Er lässt einen geschichtlichen und religiösen Hintergrund einfließen und erschafft eine Gesellschaft mit ihren eigenen Regeln und Zwängen.

Besonders gut gefallen mir bei der Geschichte zwei Dinge. Erstens: den Charakteren passieren schlimme Dinge, die Konsequenzen haben. Klingt banal. Aber Helden, die ohne eine einzige Narbe aus einem Zusammentreffen mit Banditen herauskommen, finde ich tendenziell einfach übertrieben und unglaubwürdig. Außerdem bringt es die Spannung geradezu zum Einsturz, wenn der Leser genau weiß, das den Hauptcharakteren auf keinen Fall etwas folgenschweres zustoßen wird.
Als zweites finde ich den Ansatz der von Dämonen bedrohten Menschheit spannend. Den Kampf aus einer Position der Unterdrückung zu beginnen und nicht als präventiver Akt der weltbeherrschenden Macht, bringt einen interessanten Dreh in die Geschichte. Habe ich so noch nicht häufig gelesen.

Fazit: Brett erzählt eine solide Geschichte mit einem spannenden Grundprinzip. Der erste Band beschäftigt sich viel mit der Entwicklung der Charaktere. Die Dämonenangriffe inszeniert der Autor spannend und bringt so genug Feuer in die Handlung. Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Teil, wenn es dann etwas mehr zur Sache geht.

Autor: Peter V. Brett
Titel: Das Lied der Dunkelheit
Originaltitel: The Painted Man
Ausgabe: 6. Auflage, 2009
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 978-3-453-52476-7

4 Kommentare

  1. Gesellschaft mit eigenen Regeln und Zwängen… Da kann ich dir irgendwie nicht so ganz recht geben.

    Die komplette Welt war extrem an unsere angelehnt. Der Norden, aus dem die drei Hauptfiguren stammen, ist eindeutig christlich, und Brett spart auch nicht mit Moralpredigten über vorehelichen Sex (nur nicht) und brav in die Kirche gehen etc. Und wer hilft in der Not? Der Priester deines Vertrauens…

    Und im Süden unten wohnen die Moslems. Brett spart hier nicht mit Klischees. Die Menschen dort sind schlecht und hinterlistig. Welch tolle Botschaft.

    Im allgemeinen find ichs interessant, dass dir das nicht so extrem aufgefallen ist bzw. dass dus als etwas Eigenständiges siehst. Es ist immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich man den selben Roman auffassen kann.

  2. Eigen muss ja nicht „noch nie da gewesen“ bedeuten 🙂
    Es ging mir bei den Regeln und Zwägen mehr darum, was eine ständige Bedrohung, der man nicht Herr wird, mit einer Gesellschaft macht. Die einen reagieren so, die anderen so. Aber das hätte ich deutlicher machen können.

Kommentare sind geschlossen.