Kritik: Joe Abercrombie – Racheklingen

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Abercrombie_RacheklingenDie Söldnerin Monza Murcatto ist die berüchtigste Generalin Styriens. Sie führt ihr Söldnerheer, die Tausend Klingen, von einem blutigen Sieg zum nächsten. Doch ihr Erfolg bringt ihr kein Glück. Denn ihr Dienstherr Großherzog Orso lässt sie und ihren Bruder kurzerhand umbringen. Doch Monza überlebt und schwört, die sieben beteiligten Verräter zu töten. Damit beginnt ein wahrer Rachefeldzug.

Joe Abercrombie beweist mit Racheklingen erneut, dass er kein Freund von Friede, Freude, Eierkuchen ist. Bei ihm wird gekämpft, gemordet und gevögelt – und das nicht zu knapp.  Dass die Geschichte nicht zu einem bloßen Action-lastigen Hauen und Stechen verkommt, verdankt sie den Charakteren: alles durchweg durchgeknallte Soziopathen.

Allen voran die Söldnerin Monza. Den Mordanschlag überlebt sie verkrüppelt, gebrochen und verbittert. Um die Schmerzen zu betäuben, flüchtet sie sich immer häufiger in den Drogenrausch. Sie kennt nur ein Ziel: Rache. Ihr zur Seite steht der Nordmann Espe, der eigentlich nur ein besserer Mensch werden will, aber es nicht schafft vom Töten abzulassen. Weiter im Bunde sind unter anderem der selbstverliebte Giftmischer Morveer mit seiner dauer-essende Gehilfin Day, und Freundlich, der das Leben nur aushalten kann, wenn er alles zählt, was ihm vor die Augen kommt. Abercrombie bevölkert seine Welt mit lauter verkorksten Charakteren, denen zu folgen spannend ist und die alle eines gemeinsam haben: Sie sind alle böse.

Abercrombie schafft es, den Leser auf über 900 Seiten für die Bösen fiebern zu lassen. Denn es geht nicht um Gut gegen Böse, eher um Böse gegen Noch-Böser. Es gibt keine edlen Helden, die heroisch versuchen ihre Welt vor der drohenden Verdammnis zu retten. Es geht einfach nur um Rache, und dabei heiligt der Zweck die Mittel. Dabei bleiben die Charaktere aber  menschlich und stehen nicht über den Dingen. Auch sie werden von Fehlern, einem Gewissen und Reue gebeutelt. Die Frage, ob ihr Tun Recht oder Unrecht ist, bleibt das ganze Buch über unbeantwortet.

Vor dem Lesen sollte man bedenken, dass Racheklingen keine Fortsetzung der Klingen-Trilogie ist. Die Geschichte spielt in der gleichen Welt und der Leser begegnet einigen bekannten Gesichtern, aber man muss die Bücher nicht unbedingt gelesen haben, um die Geschichte zu verstehen. Es hilft aber einige Verflechtungen und Anspielungen besser zu verstehen. Wenn man mit den Abercrombie-Büchern erst beginnen möchte, sollte man auf den Fall mit der Trilogie beginnen, weil Racheklingen nach den anderen Klingen-Büchern spielt und sonst einige Ereignisse vorwegnimmt. Racheklingen ist auch einen Tick schwächer als die anderen Abercrombie-Bücher, weil sich die Geschichte zwischendrinnen etwas zieht.

Fazit: Ja nicht von dem hässlichen Cover und dem dämlichen Titel abschrecken lassen. Racheklingen ist handfeste Fantasy, die einen mitten in ein Getümmel aus Intrigen und Blut mitreißt.

Autor: Joe Abercrombie
Titel: Racheklingen
Originaltitel: Best Served Cold
Ausgabe: 2. Auflage, Deutsche Erstausgabe 11/2009
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag, München
ISBN: 978-3-453-52522-1