Kritik: David Hair – Die Brücke der Gezeiten 1

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Alle zwölf Jahre verbindet die Mondflutbrücke die beiden Kontinente Yuros und Antiopia. Dieses Mal will Yuros das Nachbarreich mit seiner Armee aus Kriegern und Magiern endgültig unterwerfen. Doch das Schicksal der Welt liegt nicht in den Händen der Armeen, sondern dreier Menschen.

Hair_Die_Bruecke_der_Gezeiten_1 David Hair macht bei Die Brücke der Gezeiten auf den ersten Blick alles richtig. Der Klappentext macht auf ein interessantes Setting neugierig. Die Anspielung auf drei Schlüsselcharaktere, die die Welt retten, lässt auf epischen Lesegenuss hoffen. Die drei Hauptfiguren sind jedoch der erste Knackpunkt. Wir haben: die taffe Magierin Elena, die naive Ramita und den gemobbten Magierschüler Alaron. Hair trifft mit zwei von drei Charakteren. Am spannendsten gelingt ihm die Magierin Elena, die Leibwächterin einer Königsfamilie, die den Sinn in ihrem Leben entdeckt und dafür beginnt zu kämpfen – koste es was es wolle. Ich mag taffe weibliche Charaktere. Die junge Ramita wird an den alten Magier Antonin Meiros verheiratet, dem Erbauer der Mondflutbrücke. Natürlich geht das nicht ohne ein ordentliches Liebesdrama und Herzschmerz. Dennoch ist Ramita ein Charakter bei dem man auf die weitere Entwicklung gespannt ist. Auch Meiros macht neugierig. Wirklich spannend wird es mit den beiden aber wohl erst in den nächsten Büchern.

Womit Hair aber zu alten Klischess zurückkehrt ist der Magierschüler Alaron. Er ist ein Viertelblut – die niedrigste Magierklasse – und wird von Schülern und Lehrern gleichermaßen gemobbt. Er hat quasi ‚Underdog, den jeder gern haben muss‘ auf die Stirn tätowiert. Mir ist das zu sehr Harry Potter. Vielleicht hat Hair in den nächsten Büchern noch Überraschungen mit dem jungen Magier vor. In diesem Buch liegt sein Weg deutlich wie eine Autobahn vor den Augen des Lesers.

Was mich aber vor allem stört ist das zunächst interessant klingende Setting: zwei Kontinente, die alle zwölf Jahre eine Brücke verbindet und sich gegenseitig bekriegen. Leider endet die Originalität für mich genau dort. Wir haben auf dem einen Kontinent Yuros quasi die Christen und auf Antiopia Muslime und Hindus, nur heißen sie anders. Und die Christen rufen zum Kriegszzug auf. Klingelt es? Hair benutzt die Geschichte der Kriegszüge fast eins zu eins. Als die heilig gesprochene Königinmutter den Krieg ausruft fehlt auch das „Gott will es!“ nicht, das Papst Urban II. seinen Gläubigern entgegenwarf und zum Schlachtruf des Kreuzzugs wurde. Auch bei anderen Details bedient sich Hair fleißig. Damit ist er für mich zu vorhersehbar.

Ich mag Was-wäre-wenn-Geschichten, die darauf aufbauen bekannte Geschichten mit einem neuen Dreh zu entdecken. Bei Hair tragen aber leider die Frage warum der Magier Meiros nicht einfach seine Brücke zerstört und wie die zwei von drei spannenden Hauptcharaketer die Welt retten wollen, leider nicht. Wer wirklich gut umgesetzte Was-wäre-wenn-Geschichten lesen möchte, dem sei Michael A. Stackpoles The Crown Colonies oder etwas leichtere aber nicht minder unterhaltsamere Kost Die Feuerreiter seiner Majestät von Naomi Novik empfohlen.

Autor: David Hair
Titel: Die Brücke der Geizeiten 1: Ein Sturm zieht auf
Verlag: Penhaligon
Ausgabe: 2013
ISBN: 978-3764531287