Kritik: Brandon Sanderson – Die Mistborn Trilogie

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Seit über eintausend Jahren ist die Welt von Asche bedeckt. Seit über eintausend Jahren herrscht der unsterbliche Lord Ruler und versklavt das Volk der Skaa. Die Hoffnung scheint längst verloren, bis eines Tages ein junger Mann übermächtige Fähigkeiten entwickelt und eine Schar von Rebellen versammelt.

Sanderson_Kinder_des_NebelsEine Warnung vorweg: Wer sich auf Brandon Sanderson einlässt, muss viel Zeit mitbringen. Denn er lässt den Leser mit der Mistborn-Trilogie erst wieder nach gut 3.000 Seiten los. Und da sind die Nachfolge-Bücher Jäger der Macht und Shadows of Self (Erscheinungstermin Q4/2014) noch gar nicht mitgerechnet. Ebook-Leser sind hier also deutlich im Vorteil, weil sie beim Lesen keine Handkrämpfe bekommen. Bei Sanderson passt das schöne Fantasy-Adjektiv „episch“ aber nicht nur wegen der Länge.

In den drei Mistborn-Büchern Kinder des Nebels, Krieger des Feuers und Herrscher des Lichts geht es um nichts geringeres als eine Gesellschaft vor einem Tyrannen zu retten. Doch – so viel Spoiler muss leider sein – mit der Revolution allein ist es nicht getan. Denn danach beginnt erst die wirkliche Arbeit. In Sandersons Büchern stürzt eine ganze Gesellschaft und muss sich neu erfinden. Mit all den Problemen, die auch aus Paris nach der Französischen Revolution keinen schönen Ort machten. Und nebenbei scheint sich die Welt an sich auch noch irgendwie zu ändern.Sanderson_Krieger_des_Feuers

„It’s easy to believe in something when you win all the time…The losses are what define a man’s faith.“
― Brandon Sanderson, The Well of Ascension

In diesen wilden Plot rund um Umsturz und Erneuerung setzt Sanderson Charaktere, die man einfach lieben muss. Der charismatische Kelsier, mächtiger Allomancer und Anführer der kleinen Truppe, die den Sturz des Tyrannen Lord Ruler plant. Jedes Mitglied der Revoluzer wächst dem Leser von Buch zu Buch mehr ans Herz.

Aber womit Sanderson mir besonders viel Freude bereitet hat, war Vin, der weibliche Hauptcharakter. Sie ist taff, sie ist feige, sie ist klever, sie ist dumm, sie ist schwach, sie ist stark. Sie ist nicht eine von diesen weinerlichen weiblichen Fantasy-Charakteren, die irgendeinem dämlichen (Vampir/Werwolf/Zombie-)Kerl hinterherjammern, aber auch keine abgebrühte Kriegerin, die ihre Weiblichkeit längst hinter sich gelassen hat. Wir begleiten Vin auf dem Weg zum Erwachsenwerden und jeder Schritt dabei macht Spaß.

„And Vin liked solitude. When you’re alone, no one can betray you.“
― Brandon Sanderson, Mistborn: The Final Empire

Sanderson_Herrscher_des_LichtsSanderson macht es auch weder sich noch seinen Lesern einfach, indem er eine schön einfache Schwarz/Weiß-Welt von Gut und Böse erschafft. Breits nach den ersten hundert Seiten ist klar, dass, obwohl es den bösen Tyrannen als Sauron-Ersatz gibt, es nicht so einfach ist, was moralisch richtig und was falsch ist. Vor allem die Magier, die sogenannten Allomancer, werden immer wieder mit dem schönen Spiderman-Spruch konfrontiert, dass aus großer Macht große Verantwortung folgt.

„Men rarely see their own actions as unjustified.“
― Brandon Sanderson, Mistborn: The Final Empire

Apropo Allomancer. Eines der kreativsten und durchdachtesten Magie-Systeme, das mir seit langem untergekommen ist. Nicht so poetisch wie die Sympathie aus Patrick Rothfuss Der Name des Windes, aber mindestens genauso allchemistisch angehaucht. Und dabei ziemlich mächtig. Was für viele extrem grandiose Kampfszenen sorgt. Da hätte so mancher Hollywood-Choreograf seine schiere Freude dran.

Das einfache Fazit: Jede der 3.000 Seiten hat sich gelohnt.

Autor: Brandon Sanderson
Titel: The Final Empire, The Well of Ascension, The Hero of Ages
Verlag: Tor Books
Ausgabe: Englische Ausgabe, 2006 – 2008
ISBN: 978-0765350381, 978-0765356130, 978-0765356147